Die Herstellung einer Briefmarke bei Postado
am Beispiel der neuen Briefmarken zum Jubiläum des Augsburger Zoos von LMF-PostService.
Die Grafikabteilung des Augsburger Zoos hat nach Abstimmung mit der Vorstufe von Postado eine PDF mit den korrekten technischen Grundlagen hergestellt und diese an Postado versendet. Näheres zur Datenherstellung im Blätterkatalog auf den Seiten 50-53 oder hier.
Eine Version dieser Beschreibung für Kinder und Jugendliche ab 10 Jahren finden Sie hier.
Die Gestaltung eines Briefmarkenblocks
Postado empfiehlt ein Briefmarkenblatt mit dem Format von ca. 20 x 12cm anzulegen, da sich dieses Format auch in dickeren Stapeln gut in einem DIN-lang Umschlag versenden läßt. Um eine Standardstanzform zu verwenden, ist es nötig die Marken mit 5 mm Abstand zueinander anzuordnen. Als Markenformat wurde von LMF-Postservice 40,8 x 30,8 mm ausgewählt. Näheres zu möglichen Formaten auf www.postado.de im Blätterkatalog Seite 54. LMF-Postservice hat sich für eine Durchreißperforation entschieden, um einzelne Marken besser vom Blatt trennen zu können. In der gleichen Weise entstehen Blöcke für 5 verschiedene Wertstufen. Diese sollen auf selbstklebendem Material hergestellt werden.
Die Druckvorstufe
Die Druckvorstufe und ein High-End Rip prüfen, ob in den PDF Dateien alles für einen Druck im Offset-Standard richtig eingestellt ist. Um später ganz genau zur starren Stanzform zu passen, müssen alle Maße 100%ig eingehalten und überprüft werden. Es werden die Farben, die Auflösung und Qualität der Bilder, die Einbindung der Schriften, die korrekten Hausfarben von LMF, der Stand der Briefmarken und noch vieles mehr geprüft. Nach dem Prüf- und dem Ripvorgang, in dem flaches 1bit TIFF erzeugt wird, welches der Druckplattenbelichter brennen kann, erhält LMF die Datei erneut zur finalen Freigabe. Zu dieser digitalen Freigabe, deren Abwicklung per mail erfolgte, kam noch ein Kontraktproof hinzu, welches den Farbeindruck vom Offsetdruck ziemlich genau abbildet und somit eine gute Möglichkeit bietet, einen ersten Eindruck zu vermitteln.
Während der Proof per Post unterwegs zu LMF ist, fängt die Vorstufe an die Daten zu montieren. Dabei werden die Briefmarkenblätter auf einem großen Bogen so angeordnet, dass mehrere zusammen gedruckt werden können. Dabei wird genau auf die Abstände der einzelnen Markenblätter geachtet. Ein Druckbogen ist ca. 50 x 70 cm groß, die Aufteilung ist optimiert und bis auf den letzten Zentimeter gefüllt. Davon entsteht ein Probeplott, auf dem wieder alle Abstände und Maße kontrolliert werden und der jetzt alle weiteren Kontrollmarken für den Offsetdruck enthält. In der Zwischenzeit ist die Freigabe des Kontraktproof und der gerippten PDF Datei seitens LMF erfolgt.
Die Druckplatte
Die Dateien sind Ok, Freigabe ist erteilt und die Druckdaten sind vorbereitet. Jetzt können die vier Druckplatten für cyan (blau), magenta (rot), yellow (gelb) und schwarz hergestellt werden. Der Druckplattenbelichter ist ein umweltfreundlicher Thermalbelichter für Direktplatten, dieser spart sehr viel Energie, Wasser und Chemie. In dem Belichter befindet sich ein starker Laser, der das Bild lasert, welches gedruckt werden soll. Die Druckplatten werden in der Druckmaschine ausgewaschen. Der Bildteil bleibt stehen und ist dann fettfreundlich. Dort haftet somit die „fettige“ Druckfarbe, der Rest der Platte ist blankes Aluminium und somit wasserfreundlich. Auf der Abstoßung von Fett und Wasser basiert der Offsetdruck (näheres z.B. in Offsetdrucktechnik Fachbuchverlag von Helmut Teschner Seite 1-1000 oder de.wikipedia.org/wiki/Offsetdruck). Durch die 3 Grundfarben und deren Mischungen entstehen ca. 1.3 Mio Farben, schwarz gibt den Kontrast dazu und gilt bei uns nicht als Farbe. Wenn man ein Druckbild mit einer Lupe betrachtet kann man viele kleine Pünktchen sehen, diese bestehen nur aus cyan, magenta und yellow und drucken in bestimmten Werten ineinander und nebeneinander und erzeugen so eine optische Täuschung.
Der Druck
Die Druckplatten werden in die Maschine eingespannt und nehmen an den fettfreundlichen Stellen die Farbe an. Diese geben sie weiter auf ein Gummituch und dieses druckt erst auf das Papier. Das ist ein sehr harter und rauher Werkstoff (mikroskopisch betrachtet), deswegen brauchen wir ein „weiches“ Gummituch als Übermittler. Am Steuerpult wird nun die Passgenauigkeit der einzelnen Farben zueinander und die Menge der Farbe eingestellt. Dazu müssen immer wieder Bogen zur Kontrolle gezogen werden. Diese Kontrolle passiert am Anfang optisch unter Normlicht, indem der Druckbogen mit dem Kontraktproof verglichen wird, wenn das zufriedenstellend ist, dann wird ein Densitometer verwendet um spectralphotometrisch die genaue Einhaltung der Standardwerte zu gewährleisten. Diese Werte sind besonders wichtig für einen späteren Nachdruck, damit der farblich nahezu identisch ausfällt.
Das Nummerieren
Nachdem die Druckbogen mindesten 24 Std. trocknen konnten, werden sie für die nächste Maschine halbiert. Da das schneiden mit sehr hohem Druck geschieht, müssen die Druckbogen absolut trocken sein, sonst verschmiert das Druckbild oder überträgt sich als Geisterbild auf die Rückseite des Druckbogens. Zur Sicherheit und zum leichteren Zählen werden die Briefmarkenbogen nun nummeriert. Das geschieht mit sogenannten Nummerierwerken (statt einer Druckplatte), die sich nach jedem Abdruck eine Zahl weiterbewegen. In dieser Maschine werden 4 sogenannte Nutzen gleichzeitig gestempelt, also 4 Briefmarkenblätter zur gleichen Zeit. Das passiert mit der gesamten Auflage, das heißt der von LMF bestellten Menge. Danach erfolgt wieder ein Trockenvorgang und die 4er Bogen werden erneut geteilt, diesmal entstehen schon Einzelbogen.
Das Stanzen
Zum Stanzen wird ein Heidelberger Tiegel verwendet, das ist eine Buchdruckmaschine. Ein Greifer nimmt jeden einzelnen Bogen und legt ihn auf eine harte Stahlform, dann kommt ein schwerer Stahlkopf und drückt das Blatt mit mehreren Tonnen Druck gegen die Stanzform. Das Ganze ist so eingestellt, dass die Briefmarken angestanzt werden und sich leicht vom Träger lösen lassen. In der Mitte befindet sich für LMF-Postservice noch eine Durchreißperforation, die durchgestanzt werden muß, damit man die einzelnen Briefmarken leicht trennen kann.
Die Fertigstellung
Nach dem Stanzen erfolgt der Endbeschnitt auf das genaue Maß. Danach wird das Papier in Stapeln in eine sogenannte Ableimstation gelegt und fest verpresst. Am Kopf wird ein Leim aufgetragen und getrocknet. Nach dem Trocknen wird der Papierstapel in einzelne Blöcke mit 50 Blatt geteilt und mit einem Anfangs- und Endblatt versehen.
Die Briefmarken–Perforiermaschine
LMF-Postservice hat noch eine weitere Version Briefmarken bestellt und zwar nassklebende Schmuckbögen. Bei der Produktion läuft alles so ähnlich wie bei den selbstklebenden Marken: Druckdaten prüfen, Proof erstellen, Freigabe einholen, Standplott anfertigen, Druckplatten herstellen und drucken.
Dann kommt eine neue Maschine zum Einsatz: die Briefmarkenperforiermaschine stanzt Löcher ins Papier. Diese Maschine benutzt starre Kämme mit Stahlnadeln. Nach der Perforation wird der Druckbogen geteilt und wieder nummeriert, dann erfolgt der Endbeschnitt.
Die Ersttagskarte
Die Produktion erfolgt wieder so ähnlich wie bei den selbstklebenden Marken: Druckdaten prüfen, Proof erstellen, Freigabe einholen, Standplott anfertigen, Druckplatten herstellen und drucken. Auch eine Nummerierung ist hierbei vorgesehen. Danach erfolgt noch eine Rillung, damit man die Ersttagskarten möglichst leicht zusammenklappen kann. Auf einen Teil der Ersttagskarten werden die neuen Briefmarken per Hand aufgeklebt und sorgfältig abgestempelt.
Information
Diese Beschreibung enthält einen der möglichen Produktionswege durch unsere Druckerei, diese sind abhängig von Auflagenhöhe, Motiv und Format. Wir sind aus verständlichen Gründen nicht auf sämtliche Kontrollen und im Sinne der Sicherheit nicht auf die Sicherheitsvorkehrungen in den Briefmarken eingegangen.
Unerlaubte Kopien des Textes, der Bilder oder Auszügen davon sind untersagt. Es ist erlaubt eine Verlinkung zu Postado oder LMF-Postservice vorzunehmen.
©POSTADO ©LMF-Postservice
Ein männlicher Briefmark erlebte
Was Schönes, bevor er klebte.
Er war von einer Prinzessin beleckt.
Da war die Liebe in ihm geweckt.
Er wollte sie wiederküssen,
Da hat er verreisen müssen.
So liebte er sie vergebens.
Das ist die Tragik des Lebens.
(Joachim Ringelnatz)